Zwischen Wahrheit und Widerspruch –
Baumschutz in der politischen Diskussion
von Stefan Sauerteig und Horst Schunk
Auch in diesem Jahr wollen wir anlässlich des Tages des Baumes auf den Schutz und den Wert unserer heimischen Gehölze hinweisen.
Dabei lässt sich mit Blick auf das vergangene Jahr erneut feststellen: die Diskrepanz zwischen der Theorie und der Praxis in Sachen Baumschutz besteht weiterhin.
Mehr Grün in den Kommunen, artenreiche Wälder, intakte Moore und naturnahe Gewässer mit entsprechenden Uferbereichen finden sich in vielen Forderungen von Politikerinnen und Politikern wieder. Leider lässt sich zwischen den Bekenntnissen auf der einen Seite und dem Handeln in der Praxis auf der anderen Seite oftmals ein Widerspruch stattfinden. Auch hier in unserer Region lässt sich im Alltag feststellen: Gehölze an Straßenrändern sägt man teils komplett ab, Uferböschungen ebenfalls, verbliebene Gehölze werden beschädigt, verstümmelt, die Böden durchwühlt und oftmals stark verdichtet.
Wälder müssen mehr und mehr für Infrastrukturen herhalten, sie werden aufgerissen, Waldwege frei geschnitten und alle paar Meter findet man in vielen Wäldern sog. Rückegassen mit den tiefen Spuren der Harvester. Und wer beispielsweise den Frankenwald betrachtet, wird mit dem traurigen Zustand vieler Wälder brutal konfrontiert.
Mehr Grün in der Stadt: Baumschutz ist eine Pflichtaufgabe!
Wir verstehen, dass die Haushaltslage nicht jede freiwillige Leistung der Stadt dauerhaft erhalten kann. Gleichzeitig bedauern wir es aber sehr, dass beispielsweise mit dem Förderprogramm „Mehr Grün in der Stadt“ erst sehr gute Ideen entworfen wurden, die nun aufgrund der veränderten Haushaltslage nicht in die Praxis umgesetzt werden können.
Denn: ein Blick in die Vorgärten unserer Stadt verrät einem trotz der Freiflächengestaltungssatzung, wie viele Hausaufgaben noch zu erledigen sind. Vorgärten werden frei gesägt, nach wie vor geschottert. Letzte große Bäume in Hausgärten fallen der Säge zum Opfer. Wieder andere Bäume kommen so massiv unter die Säge, dass sie im Anschluss nicht gepflegt sondern auf Dauer zerstört zurück bleiben.
Baumschutz als Kernelement von Klimaschutz: der Freistaat Bayern ist in der Pflicht!
Wir verstehen Baumschutz als einen elementaren Bestandteil von Klimaschutz und sind der Überzeugung: der Freistaat Bayern muss endlich erkennen, dass Klimaschutz nicht weiter eine freiwillige Leistung im Haushalt der Städte und Gemeinden sein darf. Es muss zur Pflichtaufgabe werden, die auskömmlich durch den Freistaat Bayern ausfinanziert werden muss!
„Der beste Baumschnitt ist der, der gar nicht stattfindet!“
Wir sind uns bewusst, dass es zur Herstellung der Sicherheit beispielsweise auf Gehwegen Pflegeschnitte und Sicherungsschnitte benötigt. Beim Blick auf eben diese fragen wir uns jedoch oft, ob sie tatsächlich von geschultem Personal nach den entsprechenden fachlichen Vorgaben erfolgen. Wir haben den Eindruck, dass es oftmals billiger erscheint, berufsfremde Leute an die Bäume und Hecken zu lassen. Bleibende Schäden führen in der Folge zu Mehrausgaben, die Gefährdungslage durch faulende Gehölze oder brechende Nottriebe nimmt deutlich zu. Das alles ist nicht neu. Und ein herabgefallener Ast ist noch lange kein Grund zur Fällung des Baumes. Allein zertifizierte Sachverstände können Bäume und ihren Zustand fachlich und neutral bewerten.
Aufruf: Achten Sie auf ihre Bäume – sie brauchen diese!
Auch in diesem Jahr möchten wir mit unserer Stellungnahme zum Tag des Baumes alle Städte und Gemeinden, aber auch alle Unternehmen, Privatbesitzer sowie Vereine, Kirchen, Schulen aufrufen, auf den Schutz ihrer Gehölze zu achten, Wir möchten Sie bitten: Fallende Blätter, der eine oder andere mögliche zusätzliche Parkplatz oder Schattenwurf sind keine ernsthaften Gründe zur Beseitigung von Bäumen, Sträuchern und Hecken. Wert und Leistung unserer Gehölze werden so verdrängt, nicht wahrgenommen, nicht verstanden, angezweifelt. Dabei sind es doch wir Menschen, die die Bäume und ihre Funktion als Frischluftlieferant oder als Schattenspender so dringend benötigen.
Wir sind sehr glücklich, dass es auch in diesem Jahr wieder eine gemeinsame Aktion mit Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und dem Leiter des Grünflächenamtes in Coburg gibt, denn Aktionen mit Kindern beim Baumpflanzen, beim Kennenlernen der Gehölze, der Natur müssen zunehmen: Kinder sind unsere Zukunft. Ohne Bäume und ohne eine intakte Natur werden die Kinder allerdings keine lebenswerte Zukunft erfahren. Die diesjährige Aktion zum Tag des Baumes findet am 25.04.2024 um 15 Uhr am Spielplatz auf dem Max-Böhme-Ring (gegenüber der Ejott) statt. Neben dem Baum des Oberbürgermeisters und des Klimaschutzbeauftragten wird dort auch ein sogenannter „Flaschenbaum“ durch Kinder und Jugendliche gepflanzt, die diesen mithilfe des Sammelns von Pfandflaschen gespendet haben.
Wir alle tragen Verantwortung für das Heute und das Morgen. Dieser Verantwortung wollen und müssen wir gerecht werden. Nicht nur am Tag des Baumes.