Stellungnahme des Klimaschutzbeauftragten
zur Diskussion um den vierspurigen Ausbau der B4

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meiner Funktion als Klimaschutzbeauftragter des Stadtrats zu Coburg melde ich mich zur erneuten Diskussion um den vierspurigen Ausbau der B4 im Weichengereuth zu Wort.

Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich die Firma Brose in ihrem „Masterplan 2030“ zum Standort Coburg bekennt und diesen weiter ausbauen will. Dies zeigt, dass der Wirtschaftsstandort in Coburg attraktiv aufgestellt ist und der Stadtrat immer in guter Zusammenarbeit mit den fleißigen Unternehmerinnen und Unternehmern unseren Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln versucht. Ein Beispiel dafür ist sicherlich der im interkommunalen Vergleich bundesweit niedrige Gewerbesteuerhebesatz, an dem wir auch in haushalterisch schwierigen Zeiten festhalten wollen.

Mir ist bewusst, dass die Frage der Anbindung und Erreichbarkeit des Standorts von großer Bedeutung für die Unternehmen in Coburg ist. Deshalb war es wichtig, im Schulterschluss mit der Wirtschaft immer wieder Verbesserungen zu suchen und voranzutreiben.
Die Anbindung und der Ausbau der Autobahn A73 um Coburg herum, der Anschluss Coburgs an das ICE-Fernverkehrsnetz sowie der begonnene Ausbau der Staatsstraße 2205 sind Maßnahmen, bei deren Realisierung Flächen verbraucht und versiegelt wurden. Sie sorgen jedoch auch für eine Verlagerung des Verkehrs aus der bevölkerungsreichen Innenstadt und tragen zu einer Begrenzung des Ausstoßes an Treibhausgasen in der Kernstadt bei. Sie konnten daher auch in konstruktiver Art und Weise mit den Kritikern der jeweiligen Infrastrukturmaßnahme diskutiert werden. Mit einem vierspurigen Ausbau der B4 im Weichengereuth ist jedoch das Gegenteil verbunden: statt einer weiteren Entlastung entsteht eine neue Belastung für das Stadtklima.

Viele Fraktionen im Stadtrat haben es betont: wir sind uns alle bewusst, dass im Weichengereuth in Sachen Verkehrssicherheit für Kraftfahrzeuge und Radfahrer Verbesserungen herbeigeführt werden müssen. Verschiedene Fraktionen sehen in einer „intelligenten Dreispurigkeit“ einen Ansatz, den es weiterzudenken und planerisch zu vertiefen gilt. Dies hat die Stadtverwaltung zugesagt.

Auch für den Anschluss des geplanten Logistikzentrums der Firma Brose wünsche ich mir eine offene Diskussion um die nachhaltig beste Lösung für Stadt, Stadtgesellschaft und Unternehmen. In dieser Phase der Planung darf es von keiner Seite Denkverbote geben. Mit der nötigen Kompromissbereitschaft sehe ich enormes Potenzial, um auch am „Eingangstor“ zur Stadt rundum den Südkreisel zu einer nachhaltig besseren Verkehrsführung zu kommen.

Als Klimaschutzbeauftragter spreche ich mich daher in aller Deutlichkeit gegen einen vierspurigen Ausbau der B4 im Weichengereuth aus.
Der Stadtrat zu Coburg hat bei seiner Entscheidung gegen den vierspurigen Ausbau viele sachliche Argumente intensiv diskutiert und seine Entscheidung sauber abgewogen. Diese Argumente will ich nicht nochmals wiederholen.

Ich will viel mehr auf einen Fakt hinweisen, der aus Sicht der Klimaschutzbeauftragten zu beachten ist: bei einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 33 Litern Diesel pro 100 Kilometer LKW-Verkehr würden bei ca. 60 An- und Abfahrten werktäglich über das Weichengereuth und die Uferstraße ca. 40 Tonnen an zusätzlichem CO2-Ausstoß im Vergleich zu einer Anbindung über den Südkreisel anfallen. Des Weiteren gilt es auch andere verkehrsbedingte Emissionen, beispielsweise Lärm zu vermeiden.

Daher appelliere ich an alle Stadträtinnen und Stadträte sowie an alle Beteiligten, sich für eine Lösung einzusetzen, die auch den Bedürfnissen des Klimaschutzes gerecht wird und einen nachhaltigen Beitrag leistet, die Luft in unserer Stadt sauber zu halten.
Das ist nicht zuletzt eine Frage der Glaubwürdigkeit unserer Anstrengungen für den Klimaschutz.

Auf einen konstruktiven Dialog freue ich mich mit klimafreundlichen Grüßen

Stefan Sauerteig
Klimaschutzbeauftragter des Stadtrats zu Coburg