Pressemeldung des Klimaschutzbeauftragten zur IHK Podiumsdiskussion um den vierspurigen Ausbau des Weichengereuth

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Als Klimaschutzbeauftragter des Stadtrates zu Coburg bin ich erstaunt, nicht auf das Podium der IHK-Diskussion um den 4-spurigen Ausbau des Weichengereuth eingeladen zu sein. Als vom Stadtrat gewählter Klimaschutzbeauftragter hätte ich es wichtig gefunden, bei einem so großen Projekt, das zweifelsohne den Klimaschutz tangiert, auch diesen zu Wort kommen zu lassen.

Mir stellt sich die Frage, ob die Bandbreite des Podiums den Themen gerecht wird, denn leider befinde ich mich als Klimaschutzbeauftragter in guter Gesellschaft. Von der IHK wurde ebenso abgelehnt, einen Stadtplaner aufs Podium zu berufen. Auch die Coburger Stadtplanung ist ein Aspekt, der in meinen Augen durch den Ausbau des Weichengereuths stark negativ beeinflusst würde. Mit Details dazu hätte ein Fachmann aus diesem Bereich sicher die Diskussion bereichern können

Ich als Klimaschutzbeauftragter denke da vor allem an einen Ausbau der Bahn- und S-Bahnverbindung nach Coburg, die einen klimafreundlicheren Verkehr zulassen würden. Auf die Thematik einer möglichen zukünftigen Herstellung der Zweigleisigkeit habe ich in vorhergehenden Mitteilungen der vergangenen Jahre in diesem Kontext bereits verwiesen.

Außerdem sind Weichengereuth und Globe-Areal im Integrierten Stadtklimakonzept (ISKK), das erst vergangenes Jahr mit großer Mehrheit im Stadtrat angenommen wurde, als Hitzeareal ausgewiesen. Hier ist es aufgrund der zunehmenden Wärme im Sommer dringend notwendig für Globe-Areal und westliche Hangbebauung des Weichengereuth Grünflächen zu schaffen.

Eine weitere großflächige Versiegelung des Weichengereuths würde hier dazu führen, dass das Aufhalten in unserem neuen Quartier für Wissenschaft und Kultur im Sommer immer schwieriger wird. Gleiches gilt für die Anwohner des Weichengereuth.

Verkehrszählungen der Stadt Coburg haben ergeben, dass das Weichengereuth nur zwischen 7 und 8 Uhr und gegen 16 Uhr stark befahren ist. Staus sind nur höchst selten zu verzeichnen. Ca. 23 Stunden am Tag läuft der Verkehr sehr flüssig und problemlos. Auch haben die Verkehrszählungen eindeutig ergeben, dass das Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren rückläufig ist.

Wie der Leiter der Coburger Verkehrspolizei erst im jüngsten Stadtrat erklärte, ist auf dem Weichengereuth zudem auch kein Unfallschwerpunkt festzustellen, auch nicht am Ahorner Berg.

Erst dieser Tage haben Untersuchungen der Europäischen Umweltagentur ergeben, dass sich Europa und damit auch Deutschland am weltweit schnellsten aufheizen. Hier gilt es gegenzusteuern und Lösungen zu suchen, die auch dem Klimaschutz zuträglich sind. Die Planung eines 4-spurigen Weichengereuth stammt noch aus dem 1980ern, als der Einfluss des Menschen auf das Klima noch weitgehend unbekannt war.
Ganz abgesehen davon, dass eine 4-spurige Lösung mit zwei bis drei Ampeln auf gut einem Kilometer sicher nicht zu mehr Flüssigkeit des Verkehrs beiträgt. Und unter der Frankenbrücke wird weiterhin ein Nadelöhr bleiben, da nach Plänen des Staatlichen Bauamtes Bamberg nach Norden nur einspurig gefahren werden darf.

Stadt und Stadtrat Coburg sind nicht generell gegen Verbesserungen im Weichengereuth. Diese müssen jedoch intelligent sein. Wir müssen in die bislang rein verkehrstechnisch motivierten Planungen den Klimaschutz einbringen und das Wohl der Coburger Bevölkerung. Selbst das Bundesverkehrsministerium wies in seiner Prüfung des Projektes aus: „Das Ausbauprojekt verläuft innerhalb von Coburg durch Siedlungsgebiet parallel zu einer Bahntrasse. Im Südwesten liegen ein FFH-Gebiet und ein Vogelschutzgebiet, die sich überlagern in der Wirkzone. Erhebliche Beeinträchtigungen können nicht ausgeschlossen werden.“ Diese offizielle Einschätzung darf nicht übergangen werden. Außerdem darf die positive Stadtentwicklung in diesem Areal nicht torpediert werden.

Die Stadtverwaltung hat dem Straßenbauamt Bamberg eine 3-spurige Planung vorgelegt, die keinen Eingriff in das Gelände links und rechts des Weichengereuths erfordert und nachgewiesenermaßen den Verkehrsfluss zu den Spitzenzeiten zudem verbessert. Leider wurden alle Alternativen vom Bundesverkehrsministerium abgelehnt.

Es ist legitim, dass Vertreter der regionalen Wirtschaft die Vorteile aus ihrer Sicht unterstreichen möchten. Es ist jedoch auch legitim, darauf hinzuweisen, dass der Coburger Stadtrat sich seine Entscheidung sicher nicht leicht gemacht und mit einer respektablen Mehrheit seinen Entschluss gefasst hat, diese vorgelegte Planung des Staatlichen Bauamtes nicht zu befürworten.

Diskussion ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie, ebenso das ernste Ringen um schwierige Entscheidungen. Eine bereits gefällt Entscheidung zu akzeptieren zählt jedoch ebenso zu den wesentlichen Kernelementen unserer Demokratie. Als Klimaschutzbeauftragter des Coburger Stadtrates fordere ich meine Kolleginnen und Kollegen daher auf, bei ihrer Entscheidung zu bleiben und die vorgelegte Planung des Staatlichen Bauamtes weiterhin abzulehnen.