Tag des Baumes – Tag der Hoffnung
Ein Beitrag von Horst Schunk

Jedes Jahr am 25. April wird in Deutschland der „Tag des Baumes“ begangen. Mit mehr und immer häufiger weniger Interesse.

Natürlich beherrscht die weltweite Corona-Pandemie nach wie vor unsere Schlagzeilen. Dennoch darf, ja muss daran erinnert werden, dass trotz allem Bäume und andere Gehölze wie Hecken und Sträucher für unser aller Leben wichtig und unverzichtbar bleiben werden.

Bäume werden immer häufiger abgelehnt, man mag und will sie nicht mehr haben. Es gibt kaum noch eine Bindung an sie und an die Natur im Allgemeinen.

Ein Grund sind die jahrelangen negativen Schlagzeilen: Bäume fallen auf Häuser und Autos, sie stehen Rasern im Weg und kosten Leben, Bäume erzeugen Pollen, Bäume verdunkeln angeblich ganze Landschaften. Ihr Laub, ihre Samen, all das scheint für zu viele Menschen unnötiger und lästiger Ballast zu sein. Positives dagegen hört und liest man zu wenig. Negative Schlagzeilen verkaufen sich besser. 2/3 der Menschen lehnen große Bäume heute schlichtweg ab. Und anstelle einer gemischten Laubhecke stellt man lieber einen grauen, bzw. schwarzen Plastikzaun um die Freifläche. Alleine diese Art der „Grundstücksverzierung“ lässt tief blicken.

Zudem fallen Vorbilder für aktiven und nachhaltigen Schutz der Gehölze mehr und mehr aus. Man weiß auch viel zu wenig über Bäume, über ihre großen Leistungen sowie über ihre Bedürfnisse. Es wird also gerodet als sei das alles Teufelszeug. Oder aber komplett verstümmelt, klein geschnitten, danach dürfen sie als absterbende Pflanzen, als Pflegefälle angesehen werden. Fachlich gute Schnittmaßnahmen kosten eben mehr als billiger Pfusch.

Würde die öffentliche Hand ein positiveres Baumbewusstsein vermitteln, könnten sich andere daran orientieren. Negativ wirkt sich zudem aus, wenn auf Gartenseiten nur noch Minibäumchen in Kübeln vorgeschlagen werden, nicht aber der Haus- oder Hofbaum als Mittelpunkt eines Grundstücks.

Und in freier Landschaft „stören“ Gehölze gleichermaßen. An Feldrändern, Waldwegen, entlang der Bäche und Gräben, an Flüssen und Seen. Unsere Kulturlandschaften werden immer ausgeräumter und damit gehölzfreier. Trotz Rodungsverbot zwischen März und Ende September.

Wir können den „Tag des Baumes“ als einen „Tag der Hoffnungsbäume“ betrachten. Pflanzen wir Bäume als Signal der Hoffnung, der Nachhaltigkeit, der Verantwortung für kommende Generationen. Und respektieren wir Gehölze mit ihren jeweiligen, spezifischen Eigenschaften und Bedürfnissen.

Sollte es gelingen, zumindest einen Teil der vielen Baumverluste, der stillen und heimlichen Fällungen, Verstümmelungen und Kappungen künftig zu vermeiden und mit zahlreichen Neuanpflanzungen entgegenzusteuern wäre schon viel gewonnen.

Man stelle sich das einmal vor: Alle Menschen, die aus irgendeinem Grund den letzten Holunder, die alten Obstbäume oder den letzten Landschaftsbaum beseitigt haben, all diese Menschen pflanzen wieder einen Baum (noch besser mehrere), dort wo sich die Möglichkeit eröffnet. Würde das geschehen, wäre dieses Pflanzen ein großen Schritt in Richtung gesundes, weil grünes Leben. Überall dort, wo Menschen leben und arbeiten.

Das Argument, man habe für große Bäume keinen Platz mehr, zieht nicht grundsätzlich. Denn der Raum, der uns zur Verfügung steht ist immer noch der gleiche wie vor 50 Jahren. Die Frage ist nur, wie verplanen wir diese Räume, wie beziehen wir das lebende Grün vorrangig in alle Planungen mit ein?

Alte, vorhandene Gehölze erhalten und viele neue Bäume, Sträucher und Hecken pflanzen, das also ist ein Gebot der Zeit. Und das Ende der grauen und leblosen Kies- und Steinwüsten wäre weit mehr als nur ein positiver Effekt bei den Bemühungen für mehr lebendes Grün in unseren Kommunen. Es gibt tatsächlich für jedes Grundstück, für jeden Vorgarten, Hausgarten, Feldweg, für jedes Ufer am Fischteich oder am Bach passende Gehölze. Diese Vielfalt gilt es zu nutzen. Artenvielfalt und Klimaschutz ohne Baumschutz gibt es nicht! Das zur Pflanzung auch die notwendige Pflege gehört, wie beispielsweise regelmäßiges Wässern, bleibt unbestritten. Ebenso wie die Vorarbeiten unter der Baumscheibe für das Gedeihen künftiger, kräftiger Wurzeln.

Gärtnereien und Baumschulen unseres Landes beraten gerne und bestellen auch Gehölze, die nicht „auf Lager“ bereit stehen. Außerdem hilft das Internet weiter.

Der „Tag des Baumes“ muss natürlich gut vorbereitet und durchdacht sein, damit unter dem Strich etwas Dauerhaftes entstehen kann. Vielfalt statt Einfalt bleibt dabei eine Devise.

Und natürlich, auch das muss bedacht werden, der „Tag des Baumes“ endet nicht mit der Feierstunde und nach Beendigung der Pflanzung. „Tag des Baumes“ ist eigentlich immer, weil es darum geht, Gehölze und Natur insgesamt zu schonen, zu erhalten, zu respektieren und zu achten.

Nicht die Bäume sind es, die uns brauchen, es ist genau umgekehrt. Bäume als Freunde und Partner zu sehen, stellt eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe dar. Bei uns vor der eigenen Haustüre ebenso wie weltweit.